Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) by Summer Halo

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) by Summer Halo

Author:Summer, Halo [Summer, Halo]
Language: deu
Format: epub
Published: 2012-11-24T23:00:00+00:00


Kapitel 15: Mondpapier

Grohann verschwendete am nächsten Morgen keine Zeit. Als er nach dem Frühstück den Hungersaal verließ und auf Maria und Gerald traf, die wie befohlen auf ihn warteten, führte er sie zum Trophäensaal.

„Wir müssen ungestört miteinander reden. Kannst du uns in deine Spiegelwelt bringen, Maria?“

„Schon“, antwortete sie, „aber wie sieht es da jetzt aus?“

„Das werden wir erfahren, wenn wir sie betreten“, sagte Grohann und schwieg, bis sie den Trophäensaal erreicht hatten.

Vor dem Spiegel, den Maria für den Übergang benutzen sollte, standen zwei Maküle, eine davon war die mit den orangefarbenen Augen.

„Sie heißt Eyl, nicht wahr?“, fragte Maria. Sie erinnerte sich daran, dass Grohann sie in der schrecklichen Nacht so genannt hatte.

Die Maküle antwortete für Grohann.

„Ja, Maria, mein Name ist Eyl.“

Sowohl Maria als auch Gerald schauten die Maküle mit einer Mischung aus Staunen und Beunruhigung an. Es war ein Unterschied, ob eine Maküle nur herumstand und auf Befehl handgreiflich wurde, oder ob sie einen Schüler beim Namen nannte und dabei die Beleuchtung ihrer Sonnenuntergangsaugen änderte. Es machte sie so menschlich und das, obwohl sie doch alles andere als menschlich aussah.

„Guten Morgen, Eyl“, sagte Maria. „Und dir auch guten Morgen“, fügte Maria schnell in Richtung der anderen Maküle hinzu, da sie beide Maküle gleich höflich behandeln wollte.

Die andere Maküle, die türkisfarbene Augen hatte, nickte mechanisch und erwiderte:

„Guten Morgen!“

„Gehen wir“, sagte Grohann.

Maria machte sich auf das Schlimmste gefasst, als sie den ersten Fuß durch den Spiegel setzte. Der Angriff der Hermeline war fast zwei Wochen her und wenn die toten Tiere die ganze Zeit hier herumgelegen hatten … Doch mit dem ersten Blick hinüber wurde Marias Herz ganz leicht: Ihre Spiegelwelt war sauber und aufgeräumt, nicht ein Blutfleck erinnerte an das Grauen, das sie dort erlebt hatte. Mit einem Bein in der Spiegelwelt, mit dem anderen im Trophäensaal stehend, schaute sie wieder zu Gerald und Grohann hinaus und rief:

„Sieht gut aus! Vielleicht könnt ihr einfach hindurchgehen, während ich hier stehe?“

Maria sah nämlich, dass der Spiegel durchlässig war, wenn sie in beiden Welten zugleich stand. Sie wollte Grohann und Gerald ungern an die Hand nehmen, es war ja schon gruselig genug, dass sie jetzt einfach so in Marias eigentlich sehr private Spiegelwelt eindrangen. Andererseits könnte dieser Besuch, der sich selbst eingeladen hatte, beherzt zupacken, falls doch noch ein Hermelin unterm Sofa oder in einer Schublade lauerte, und das tröstete Maria ein wenig.

Grohann und Gerald konnten tatsächlich ohne Schwierigkeiten durch den Spiegel steigen, während Maria dort stand. Als sie drüben angekommen und aus Sumpfloch verschwunden waren, zog auch Maria ihr zweites Bein herüber und der Spiegel wurde wieder ein Spiegel, sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite.

Gerald stand staunend in Marias Wohnzimmer – einem von vielen behaglichen Wohnzimmern mit Büchern, Sofas, altmodischen Tischchen, Teppichen, Kronleuchtern und hohen Decken und Fenstern. Grohanns Blick ruhte fasziniert und selten amüsiert auf einem etwa ein Meter großen Eichhörnchen in Latzhose, das dabei war, die Wand des Raums frisch anzustreichen. Ein paar hässliche braune Flecken, die es gerade übermalte, waren die einzigen Spuren, die noch an die Hermeline erinnerten.



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